Manchmal sind es nicht große Gesten, sondern die stillen Taten des Alltags, die wahre Größe zeigen. In Tansania, wo viele Frauen unter schwierigen Bedingungen leben, findet man immer wieder Geschichten, die tief berühren – nicht, weil sie von Leid erzählen, sondern weil sie von Kraft, Würde und Zusammenhalt zeugen. Drei Frauen, die diesen Geist verkörpern, sind Edda, Mikolina und Susanne. Ihre Geschichte ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Verantwortung, Fürsorge und Bildung Zukunft schaffen – auch ohne Sicherheit, Reichtum oder staatliche Hilfe.

Edda – Stark trotz schwerer Last

Edda war die Mutter von Efrasia, einer unserer Stipendiatinnen. Als ihr Mann Jeliko 2017 starb, war sie plötzlich ganz allein – und das mit einer schweren körperlichen Behinderung. Keine Rente, keine Sozialhilfe, kein Auffangnetz. Aber Aufgeben kam für Edda nicht infrage. Sie kämpfte sich durch, Tag für  Tag, und arbeitete als Kleinunternehmerin. Für das Neema Craft Center in Iringa, eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung, fertigte sie Schmuck – präzise, kreativ, wunderschön. Die Werkstatt gab ihr nicht nur ein kleines Einkommen, sondern auch einen Mikrokredit, mit dem Edda ein kleines Haus für sich und ihre Tochter bauen konnte.

Doch das größte Geschenk für Edda war Bildung. Als SCHULBANK e.V. die Schulgebühren für Efrasia übernahm und ihr den Besuch einer der besten Grundschulen des Landes ermöglichte, konnte sie es kaum fassen. Es war ein Hoffnungsschimm er, der ihr neue Kraft gab. Denn Edda wusste: Nur Bildung kann ihrer Tochter ein Leben jenseits der Armut eröffnen. 2019 verstarb Edda – doch was bleibt, ist die Erinnerung an eine kleine Frau mit riesiger Stärke, die alles gegeben hat, damit ihre Tochter eine bessere Zukunft hat.

Mikolina – Gemeinsam getragen

Als Edda starb, war Efrasia gerade auf dem Weg, ihre schulische Laufbahn fortzusetzen. Doch nun begann ein neues Kapitel der Unsicherheit. In der Familie kam es zu Streitigkeiten über die Fürsorge für das Mädchen – und wie so oft, wenn viele reden, aber keiner handelt, war es schließlich eine Frau, die Verantwortung übernahm:  Mikolina, Eddas Nachbarin.

Ohne lang zu zögern, nahm sie Efrasia in ihre Familie auf, übernahm die Vormundschaft und schenkte dem Mädchen ein neues Zuhause. Mikolina hätte sich zurücklehnen können. Sie hätte sagen können: „Ich habe selbst genug zu tun.“ Doch sie tat es nicht. Denn in Tansania bedeutet Nachbarschaft oft mehr als ein geteiltes Stück Land. Es bedeutet Verantwortung, Gemeinschaft, Fürsorge.

Susanne – Unterstützung über Kontinente hinweg

Doch es sind nicht nur die Frauen vor Ort, die dieses Netzwerk der Fürsorge tragen. Bereits zu Eddas Lebzeiten begann Susanne Feldmann aus Coesfeld, das Stipendium für Efrasia zu finanzieren – bis heute. Und als Edda verstarb und Mikolina die Verantwortung übernahm, verdreifachte Susanne kurzerhand ihre Unterstützung. Nicht nur, um Efrasia die Zukunftssorgen zu nehmen, sondern auch, um Mikolina zu entlasten. Dieses außergewöhnliche Engagement zeigt: So funktioniert die SCHULBANK-Familie – getragen von Solidarität, Mitgefühl und dem festen Glauben daran, dass Bildung Leben verändern kann.

Frauen als Fundament der Gesellschaft

Edda, Mikolina und Susanne – drei Frauen, zwei Kontinente, ein gemeinsames Ziel: Ein Mädchen auf ihrem Weg in ein besseres Leben zu begleiten. Sie stehen exemplarisch für viele andere: für leise Heldinnen, die in einer patriarchalen Gesellschaft das Rückgrat der Gemeinschaft bilden. Sie sind Mütter, Versorgerinnen, Mutmacherinnen, Kämpferinnen. Sie wissen, dass die Zukunft ihrer Kinder in der Bildung liegt – und dass sie selbst der Schlüssel dazu sind.

Ihre Geschichte zeigt auch: Solidarität ist tief verwurzelt – in Tansania wie in Deutschland. Wenn ein Kind allein zurückbleibt, wird es nicht vergessen. Es wird aufgenommen, geliebt, unterstützt – nicht weil es leicht ist, sondern weil es richtig ist. Frauen wie Mikolina und Susanne tragen diese Tradition weiter, über Grenzen hinweg, von Generation zu Generation.

Drei Frauen, ein Vermächtnis

Heute wächst Efrasia in Sicherheit auf und besucht weiterhin die Schule – getragen vom Vermächtnis dreier Frauen, die ihr den Weg geebnet haben. Edda, Mikolina und Susanne haben gezeigt, dass Mut, Mitgefühl und Menschlichkeit mehr verändern können als jedes System. Ihre Geschichten sind Teil einer größeren Bewegung – einer Bewegung von Frauen, die nicht nur ihre eigenen Kinder großziehen, sondern die Zukunft eines ganzen Landes.